Mönchengladbach soll für Senioren sicherer werden

Durch das Forschungsprojekt "UrbanLife+" soll die Stadt für Senioren sicherer werden. Foto: Sozial Holding der Stadt Mönchengladbach GmbH

Der demografische Wandel verändert Deutschland.
Insbesondere ältere Menschen stehen vor großen Herausforderungen, beispielsweise bei der Versorgung mit gesundheitlichen und sozialen Leistungen oder mit Blick auf Angebote für die persönliche Mobilität.
Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Wettbewerb
„Innovationen für Kommunen und Regionen im demografischen Wandel – InnovaKomm“ initiiert.

Die Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach hat sich mit einer Reihe von Kooperationspartnern und Forschungseinrichtungen an dem Wettbewerb beteiligt und ist – neben vier weiteren Projekten (Grafschaft Bentheim, Freiburg, Stuttgart und Saarland) – aus rund 170 Bewerbungen ausgewählt worden.
Die fünf Forschungsprojekte, die vom BMBF mit insgesamt rund 23 Millionen Euro unterstützt werden, zielen alle darauf ab, die Lebensqualität insbesondere älterer Menschen vor Ort zu erhalten und zu verbessern.

Sozial-Holding Geschäftsführer Helmut Wallrafen, stellte das Projekt Anfang November gemeinsam mit den Kooperationspartnern (darunter die Städtische Kliniken Mönchengladbach, NEW AG, Kreuder Baugesellschaft, Handelsverband Rheinland und Hochschule Niederrhein) im Beisein von Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners und Aufsichtsratsvorsitzenden Norbert Post vor.

Rund 6,2 Millionen Euro fließen in den kommenden fünf Jahren in das Projekt.
78 Prozent der Projektkosten werden vom Bund gefördert.
Mit zum Projektkonsortium gehören zudem weitere assoziierte Partner, die das Projekt aktiv mit ihrer Sachkenntnis unterstützen.
„UrbanLife+“, so der Titel des Mönchengladbacher Forschungsprojektes, wird sich insbesondere mit der Gestaltung des öffentlichen Raums für mobilitätseingeschränkte Menschen beschäftigen.

„Für die eigenen vier Wände oder das Automobil gibt es schon jede Menge Konzepte, Produkte und technische Assistenten, die älteren Menschen oder Personen mit Handicaps das Leben erleichtern.
Im öffentlichen Raum gibt es da noch Nachholbedarf. Wir möchten mit unserem Projekt das städtische Leben für ältere Menschen smarter und messbar sicherer machen“, fasst Prof. Stefan Kirn von der Universität Hohenheim als wissenschaftlicher Leiter das Ziel des Projektes zusammen.

Ideen, wie das praktisch aussehen könnte, haben die Projektpartner reichlich: Straßenlaternen, die ihre Helligkeit dem Sehvermögen der Passanten anpassen, Gehwege, die Fußgänger mit Handicap sicher an Gefahrenstellen vorbeileiten, Ampeln die Grünphasen für Gehbehinderte verlängern, oder Systeme, die ihre Benutzer bei Schwäche- und Schwindelanfällen zur nächsten Sitzmöglichkeit leiten, gehören dazu.

Der Therapiegarten der Geriatrischen Klinik am Elisabeth-Krankenhaus könnte zum Experimentierfeld für innovative Lösungen der so genannten „Mensch-Technik-Interaktion“ werden, die dann in den Wohnquartieren – etwa in Eicken – umgesetzt werden.

Anders als im häuslichen Bereich herrschen im öffentlichen Raum weitaus dynamischere Umweltbedingungen, die weniger gut kontrolliert und vorhergesehen werden können. Hinzu kommt die größere räumliche und organisatorische Ausdehnung.
Herkömmliche Ansätze für die Mensch-Technik-Interaktion sind deshalb hier nicht anwendbar.
Im Projekt werden alle sicherheitsrelevanten Informationen des öffentlichen Raumes in einem Planungs- und Entscheidungstool, dem Safety-Atlas, zusammengeführt und für MTI-Entwickler und Stadtplaner aufbereitet.
Das dafür notwendige Know-how bringt die Drees & Sommer Infra Consult und Entwicklungsmanagement GmbH aus Stuttgart in das Projekt ein. Das Unternehmen hat bereits zukunftsweisende Stadtquartiere wie die Mobilitätsdrehscheibe Augsburg oder das Stadtquartier Möckernkiez in Berlin entwickelt und besitzt eine hohe Informatikkompetenz.

Zur effektiven Unterstützung älterer Menschen reicht es nicht aus, Einzel- und Insellösungen an den „Brennpunkten“ im Stadtquartier gezielt zu platzieren. Die nutzen wenig, wenn eine Person durch mehrere Handicaps beeinträchtigt ist, wenn Hilfe angefordert werden soll, Dritte benachrichtigt werden müssen oder eine aufwändige Wegweisung über mehrere Punkte hinweg benötigt wird.

Diese hohen Anforderungen können nur gemeistert werden, wenn die einzelnen Objekte miteinander vernetzt sind, und außerdem Informationen des Safety-Atlas sowie Kontextinformationen über die Nutzer mitverarbeitet werden.

„Im Projekt, das über fünf Jahre läuft und an dem auch die Universität Leipzig und die Universität der Bundeswehr München beteiligt sind, soll ein umfassendes seniorengerechtes Gestaltungskonzept für Stadtquartiere entwickelt und umgesetzt werden, das von anderen Städten aufgegriffen werden kann.

Die ersten Monate der Arbeit sind jedoch ganz der genaueren Ist- und Bedarfsanalyse gewidmet. Hierzu wird die Sozial-Holding – wie bereits in vorherigen Quartiersprojekten erfolgreich erprobt – auch Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern veranstalten“, erläutert Helmut Wallrafen.

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