Spielerische Annäherung – Gesamtschüler besuchten Flüchtlinge am Fleenerweg

Achtklässler der Gesamtschule Stadtmitte gestalteten an ihrem Wandertag eine gemeinsame Spielaktion, unterstützt vom Caritasverband.
Mustafa hat Spaß. Der elfjährige Junge aus Syrien hat sich ein Paar Stelzen geschnappt, bewegt sich geschickt vorwärts und lächelt dabei. Ein paar Minuten später entdeckt er das Tischhockey-Spiel. Die deutschen Jungs laden ihn ein mitzumachen: Sie halten ihm einfach einen der Schieber hin, mit dem man den Puck übers Feld befördert. Mustafa greift zu. Verständigung braucht nicht viele Worte.

Den Fleenerweg vor dem im Mai eröffneten Übergangsheim hat Jürgen Hofmann, der Polizei-Bezirksbeamte für Lürrip, an diesem Nachmittag für den Autoverkehr gesperrt. Die Straße wird zur Spielfläche. Michael Klein und Nick Kunzmann sind mit dem ökumenischen Spielmobil des Projekts „Jukomm“ da, sie haben Pedalos, Shuffle-Boards, Kettcars, Brettspiele und Malutensilien mitgebracht. Für den Einsatz des Spielmobils haben die 28 Achtklässler der Gesamtschule Stadtmitte jeweils zwei Euro gespendet.

„Im Deutschunterricht haben wir über die Frage diskutiert, ob wir dafür oder dagegen sind, dass Flüchtlinge bei uns aufgenommen werden“, erzählt Niklas Büschgens (14). Schnell merkten die Schüler, dass sie Vorurteile hatten. „Manche dachten, die klauen oder sind gewalttätig“, sagt Niklas. Dann hatte sein Klassenkamerad Louis Chamier eine Idee: „Lasst uns die Flüchtlinge doch einmal kennenlernen.“ So kam es zu der Spielaktion, die Klassenlehrer Igor Soliviev und die kommissarische Schulleiterin Raphaela Hahn mit einem Besuch der Klasse im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum vorbereiteten. Hier informierten sich die Jugendlichen über die „Kulturen der Welt“.

Beim Spielnachmittag dann stellen die Schülerinnen und Schüler fest: „Das sind ganz normale Menschen wie wir“, so Niklas Büschgens. „Bei uns gibt es keinen Rassismus“, fügt Louis Chamier hinzu. Schließlich stammten auch die Schüler aus mindestens zehn verschiedenen Ländern. Sprachschwierigkeiten lächeln die jungen Leute bei der spielerischen Annäherung einfach weg. „Wir möchten einfach gemeinsam Spaß haben“, sagen die beiden 14-Jährigen, und ihr Klassenlehrer ergänzt: „Wir wollen in Kontakt kommen ohne irgendeinen Zoo-Effekt.“

Über 90 Menschen leben im Übergangswohnheim, etwa 40 von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Sie kommen aus Syrien, Albanien, Mazedonien, dem Irak, dem Kosovo und aus Guinea. „Die Aktion bedeutet eine totale Aufwertung für die Menschen, die hier wohnen“, freut sich Gemeindesozialarbeiterin Brigitte Oltmanns vom Caritasverband Region Mönchengladbach, die das ehrenamtliche Engagement für die Flüchtlinge in Lürrip koordiniert und den Nachmittag mit organisiert hat: „Sie haben heute den Raum für sich und werden nicht begafft, wie sonst häufig, wenn Autos hier vorbeifahren.“

Mustafa genießt die Zeit. Vor acht Monaten ist er mit seinem Vater, dem Bruder und einer Tante aus Syrien nach Deutschland gekommen, seit zwei Wochen lebt er am Fleenerweg. Das Spielen mit den deutschen Jugendlichen „macht Spaß“, strahlt er. Vermutlich wird er das noch öfter auskosten können: Einige der Schülerinnen und Schüler wollen während der Sommerferien regelmäßig zum Fleenerweg kommen.

0 - 0

Danke für Ihre Abstimmung!

Sorry, Sie haben schon abgestimmt!